Als Rentner in Kanada leben

Kanada's Einwanderungsbestimmungen kennt kein "Rentnervisum" oder Rentneraufenthaltserlaubnis. Auch der Kauf einer Liegenschaft oder finanzielle Unabhängigkeit führen nicht automatisch zum Daueraufenthaltsberechtigung.

Die Frage, wie lange man sich in Kanada als Rentner aufhalten darf hängt davon, ob man über eine zeitlich befristete Aufenthaltserlaubnis (in der Regel 6 Monate für Touristen) verfügt oder über eines der folgenden Einwanderungsprogramme selektioniert wurde. Dann wäre der Aufenthalt zeitlich unbegrenzt.

Personen, die den Ruhestand in Kanada verbringen wollen, haben also verschiedene Aufenthaltsmöglichkeiten:
  • Einfacher Weg: Der zeitlich befristete Aufenthalt. So kann man im Regelfall bis 6 Monate im Land bleiben, muss es aber dann wieder verlassen oder rechtzeitig eine Aufenthaltsverlängerung beantragen. Denn es ist zulässig, eine oder mehrere Verlängerungen des Aufenthaltes in Kanada hintereinander zu beantragen. Mit dieser Option ist man immer "Gast" in Kanada und ist nicht "ausgewandert". Aber obwohl der Aufenthalt zeitlich immer beschränkt ist und jeder Verlängerungsantrag neu von den Behörden bewertet und entschieden wird und obwohl nie Gewissheit besteht ins Land eingelassen zu werden, hat diese Optionen einen entscheidenden Vorteil: Vor allem wenn man von einem visumsbefreiten Land wie Deutschland, Österreich oder der Schweiz kommt, ist der Antrag auf Einreise durch eine eTA doch relativ leicht zu bewerkstelligen. (Aufwändiger wäre es, wenn ein Besuchervisum verlangt würde.)
  • Schwieriger Weg: Die dauerhafte Aufenthaltserlaubnis. Falls man als Rentner doch nach Kanada auswandern und dort dauerhaft leben will, weil unter anderem die Vorteile die Nachteile für ein Leben in Kanada überwiegen, dann muss man sich für ein Einwanderungsprogramm qualifizieren und sich dem Selektionsprozess und einer Gesundheitsprüfung stellen. Gewisse Programme berücksichtigen Auswanderer bis zu einem gewissen Höchstalter.

Mögliche Einwanderungskategorien wären:

Familiennachzug

"Familienzusammenführung". Das ist dann eine Möglichkeit, wenn der Lebenspartner oder ein Kind entweder kanadische Staatsbürger sind oder eine Aufenthaltserlaubnis (Permanent Resident, PR) haben und dann als sogenannter Sponsor auftreten kann. Sofern die vom Einwanderungsprogramm gestellten Anforderungen erfüllt sind, können die Sponsoren mit ihrem Antrag entweder den Partner direkt sponsern oder im Falle eines Eltern/Grosseltern-Sponsoring an einem speziellen Auswahlverfahren der Einwanderungsbehörden zu teilnehmen. Allerdings kann die jährlich zu vergebene Quota bei weitem die Nachfrage nicht befriedigen.

Eine realistische Alternative zum Eltern/Grosseltern-Sponsoring wäre das Supervisa, das allerdings "nur" einen zeitlich befristeten, aber wiederholten Aufenthalt erlaubt. Und immerhin wurde Mitte 2022 die Aufenthaltsdauer von 2 auf 5 Jahre pro Besuch ausgedehnt.

Berufliche Qualifikation

Rentner könnten unter ihrem Beruf versuchen, einzuwandern. Der schnellste Weg wäre über "Express Entry", ein punktebasierter Selektionsmechanismus für Berufsleute.
Diejenigen, die viele Punkte sammeln, werden von den Behörden aufgefordert, ihren Antrag auf Daueraufenthalt einzureichen. In diesem Punktewettbewerb werden Punkte werden vergeben nach Kriterien wie Ausbildung, Arbeitserfahrung, Sprachkompetenz - aber auch für das Alter. Ist der Auswanderer schon im etwas fortgeschrittenen Alter, dann wird es schwierig, die durch das Alter "verlorenen" Punkte durch anderen Kriterien kompensieren zu versuchen um in diesem "Wettbewerb" konkurrenzfähig zu sein.

Qualifiziert man sich für den Express-Entry-Pool mit aber einer tiefen Punktezahl, dann wären Provinzprogramme eine Alternative. Einzelne Provinzen haben eigene Programme mit eigenen Kriterien, Auswanderungswillige auszuwählen. Ein Blick darauf lohnt sich.

Als Unternehmer

Kanada bietet Unternehmern verschiedene Möglichkeiten einzuwandern. Bei diesen Programmen wird weniger Wert auf Alter, Sprachkompetenz oder Ausbildung gelegt.

Als Hauptkriterien in diesen Programmen zählen vor allem die Geschäftsidee, Managementerfahrung und teilweise sehr hohes Kapital (Eigenvermögen und Investitionsvolumen).

Der Weg kann eine Option sein aber diese diese Einwanderungskategorien ist finanziell und zeitlich mit grossem Engagement verbunden. In aller Regel gilt es, eine "Probezeit" mit dem Geschäftsprojekt in Kanada zu bestehen, um dann einen Antrag auf PR stellen zu können.


Ein Blick auf das "Zielpublikum" hilft einzuschätzen, wie hoch die Erfolgsaussichten einer Einwanderung nach Kanada sind.

Rentner, die in eine dieser möglichen Einwanderungskategorien Kanadas passen und sich für diese auch erfolgreich qualifizieren, müssen sich darüber im Klaren sein, dass die Bewilligung für einen Daueraufenthalt am Schluss auch noch vom Resultat der obligatorischen medizinischen Untersuchung und vom Resultat von Führungszeugnissen abhängt. Das letzte Wort hat dann der Einwanderungsbeamte.